Island 2020Angeln in den Westfjorden Teil 1

Letztes Jahr habe ich dreieinhalb Monate als Guide für Island Pro Fishing in den Westfjorden verbracht und wollte hier mal einige Tipps für das Angeln in den Westfjorden geben.

Gewohnt habe ich in Flateyri, von daher sind die Beschreibungen der Boote und Häuser auf diesen Ort bezogen.

In Sudeyri hat Island Pro Fishing ebenfalls ein Camp mit den gleichen Booten und Häusern.

Der Ort Flateyri vom Bootssteg aus fotografiert

Los geht`s

Anreise, Unterkunft und Boote

Nach der Landung auf dem Flughafen Kevlavik erfolgt der Transfer zum Flughafen in Reykjavik. Von dort geht es dann mit dem Flieger nach Isafjordur in den Westfjorden.

Am Flughafen übernehmt Ihr dann euren Mietwagen und wir fahren gemeinsam zum Einkaufen.

Danach geht’s ins Camp nach Flateyri, bzw, Sudeyri und Ihr bezieht eure Unterkunft.

Im Hafen warten bereits die Boote

Die Bootsflotte besteht aus seetüchtigen Seigur Booten mit einem automatischem Ortungssystem (AIS-System). Dadurch hat die Küstenwache immer jedes Boot auf dem Radar.

Desweiteren ist ein Seefunkgerät, Kartenplotter mit Echolot und eine umfangreiche Sicherheitsausstattung an Bord.

Für das Führen der Boote ist ein Bootsführerschein erforderlich. Wer keinen hat, kann diesen aber vor Ort in einem Kurztest absolvieren. Ist nicht schwer und bis jetzt ist auch noch niemand durchgefallen.

Nun aber zum eigendlichem Thema, dem Angeln in den Westfjorden.

Vor Flateyri und Sudeyri befindet sich ein goßes Plateau mit Tiefen um die 40 m. Die Gegend ist relativ strukturlos, aber an den Erhebungen und Senken lohnt sich ein Stopp, um es auf Dorsch und Schellfisch zu versuchen.

Wenn man etwas weiter herausfährt, fällt der Grund auf 60 m ab, an diesen Kanten stehen Dorsche und Schellfische.

Im Grunde muss man die Stellen, an denen sich die Fische gerade aufhalten, ein wenig suchen.

Die Schwärme ziehen aber eigentlich immer herum und man findet diese recht schnell.

Rechts von den Fjordausgängen befindet sich der Eisfjord, hier bestehen an den abfallenden Kanten gute Chancen auf große Dorsche und über tieferen Wasser ab 80 m warten ab Juni oft auch richtig große Köhler.

Was muss an Angelgerät mit

Im Bereich des Eisfjordes, aber auch auf dem Plateau an den Fjordausgängen, herrscht meistens ordentlich Strömung. Daher ist hier oft schwereres Gerät notwendig.

Mit einer Bootsrute um die 2,0 m der 30 Lbs Klasse ist man schon ganz gut aufgestellt. Dazu eine solide Multirolle mit einer 0/24 mm geflochtenen Schnur.

Ich hab es öfter gesehen, dass Schnüre von 0/35 und dicker gefischt wurden. Dies erhöht nur den Wasserwiderstand und macht somit schwerere Gewichte notwendig.

Recht angenehm ist es mit einer multicolor Schnur zu fischen, oft stehen die Fische ein paar Meter über Grund oder im Mittelwasser. Die richtige Fangtiefe ist dann mit einer multicolor Schnur leichter wiederzufinden.

Für das Angeln im Fjord würde ich noch eine weitere Rute mit einem Wurfgewicht von 100 bis 200 gr. mitnehmen, da auch hier manchmal etwas schwerere Gewichte notwendig werden.

Kommen wir zum „Kleinkram“

Eine Spule Monovorfachschnur von 1,0-1,2 mm sollte dabei sein um ein abriebfestes Vorfach binden zu können. Bitte nicht den Pilker direkt an die geflochtene Schnur anknoten.

Vielfach überbeißen gerade die Dorsche den Köder komplett und dann ist Schnurbruch garantiert und der Fisch verendet. Immer wieder gesagt, aber oft nicht befolgt.

In einer Gruppe gab es bei einem unbelehrbaren 8 Abrisse, weil kein Monovorfach vorgeschaltet war.

Bei den Wirbeln und Sprengringen sollte ebenfalls kein Kompromiss gemacht werden.

Wirbel oder Einhänger mit einer Tragkraftangabe von 28 kg auf der Packung (öfter gesehen) sind zu schwach.

Starke Crosslockwirbel oder Sprengringe mit einer Tragkraft von min. 80 kg würde ich empfehlen.

Die Fische dort sind nicht schnurscheu und deswegen kann das Material lieber etwas stärker gewählt werden.

Der ultimative Köder?

Mein absoluter Topköder ist der Bergmann- oder Svenskepilker in 400 und 500 gr.

Eigentlich ist es den Fischen ziemlich egal welchen Pilker man verwendet, fangen wird man auf jeden Fall.

Meiner Meinung nach sind die Drillinge an Nachbauten meistens der Schwachpunkt.

Auch hier gilt, starke Drillinge verwenden, wie z.B. den Owner ST66.

Diese sind stark genug, um auch einem Großdorsch standzuhalten.

Ich hab Angler gesehen, die mit so dünndrähtigen Drillingen fischten, mit denen ich nicht einmal auf Hecht angeln würde. Fischverlust war dementsprechend oft vorprogrammiert.

Für das Angeln im Fjord- und auf Köhler noch ein paar Pilker so um die 150 gr. Eine gute Farbe ist schwarz-silber.

Diese Pilker fische ich am liebsten mit einem starken Einzelhaken anstelle eines Drillings.

Mir persönlich gefällt die Gummifischangelei besser, weil man hier selektiver auf große Dorsche angeln kann. Ein bischen gemütlicher ist es auch.

Mit schweren Gummifischen, so um die 400-500 gr, seid Ihr gut aufgestellt. Ein paar mit einem Gewicht um die 300 gr würde ich ebenfalls einpacken.

Ob Twisterschwanz oder Paddle ist Geschmackssache, die Farbe ist ebenfalls relativ nebensächlich.

Das gesamte Revier ist relativ hängerarm, so dass eigentlich 2 Gummifische in 400-500 gr. und 2 Stck 300 gr. ausreichen.

Vielmehr ist es ein Problem, dass die Gummifische relativ schnell zerbissen werden, also ruhig ein paar Ersatzschwänze mitnehmen.

So sehen die Gummis nach ein paar Stunden Angeln aus. Gummifischkleber oder ein Feuerzeug helfen, kleinere Macken zu „flicken“.

Kein Fake-Bild, der hat wirklich den Köder genommen.

Im Fjord sind Sandaalgummifische der Topköder. Mit Gewichten von 100-150 gr seid Ihr gut aufgestellt, um den im Mittelwasser jagenden Dorschen nachzustellen.

Für die Köderbeschaffung mit kleinen Köhlern ist es von Vorteil, ein Makrelenvorfach oder ein starkes Heringsvorfach mitzunehmen.

Es ist aber auch kein Problem, sich mit einem kleinen Pilker solo einige Köhler zu fangen.

Für die Angelei auf Steinbeißer reichen ein paar kräftige Haken der Größe 10/0 und ein paar Oktopusse.

Wenn es mal ungemütlich stürmt und man nicht mit dem Boot rausfahren kann, ist das Angeln im Hafen eine gute Alternative. Hier ist das Abendbrot aus Plattfischen schnell zusammengefangen.

So, das war es erstmal an Ausrüstungstipps.

Noch einmal etwas zur Angelei.

Solche Brummer schwimmen an den richtigen Stellen herum, da braucht es schon ordentliches Gerät.

Wenn Ihr die Tipps beherzigt, werdet Ihr mit Sicherheit euren Traumfisch fangen und auch landen.

Scheut Euch auch nicht, mal den stets gut gelaunten Guide nach Tipps zu fragen.

Es wäre doch schade, wenn Ihr die Chance auf einen richtig kapitalen Fisch wegen Kleinigkeiten verspielen würdet.

Das war es erstmal. Weitere Tipps gibt es in Teil 2

Gruß Klaus